Fast jeder Mensch hat es schon einmal erlebt: unangenehmer Mundgeruch, besonders morgens nach dem Aufstehen oder nach bestimmten Speisen. Doch während Kaffee, Knoblauch oder Zwiebeln nur kurzfristig für schlechte Atemluft sorgen, liegt chronischer Mundgeruch – medizinisch Halitosis genannt – in den meisten Fällen an bestimmten Bakterien im Mund. Diese Mikroorganismen zersetzen Nahrungsreste, Speichel und abgestorbene Zellen, wobei übel riechende Schwefelverbindungen entstehen. Doch welche Bakterien sind genau verantwortlich, und wie kann man sie effektiv bekämpfen?
Die Hauptursache: Anaerobe Bakterien
Der überwiegende Teil des Mundgeruchs entsteht durch sogenannte anaerobe Bakterien. Das sind Mikroorganismen, die in Umgebungen ohne Sauerstoff leben – wie zum Beispiel in den Zahnfleischtaschen, auf der Zunge oder zwischen den Zähnen. Sie bauen Eiweiße ab und produzieren dabei flüchtige Schwefelverbindungen (VSC – Volatile Sulfur Compounds), wie:
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Schwefelwasserstoff (H₂S) – riecht nach faulen Eiern
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Methylmercaptan (CH₃SH) – erinnert an verrottetes Gemüse
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Dimethylsulfid ((CH₃)₂S) – ein süßlich-fauliger Geruch
Diese Stoffe sind extrem geruchsintensiv, selbst in kleinsten Mengen.
Die wichtigsten Bakterienarten bei Mundgeruch
Einige Bakterienstämme spielen eine besonders große Rolle bei der Entstehung unangenehmer Gerüche im Mundraum. Hier ein Überblick über die häufigsten Übeltäter:
| Bakterienart | Lebensraum im Mund | Besonderheit / Wirkung |
|---|---|---|
| Porphyromonas gingivalis | Zahnfleischtaschen | Verursacht Parodontitis; produziert stark riechende Schwefelverbindungen |
| Prevotella intermedia | Zahnfleisch, Zungenrücken | Baut Eiweiß ab, beteiligt an Entzündungen |
| Fusobacterium nucleatum | Zahnzwischenräume, Zungenbelag | Fördert Plaquebildung und schlechten Atem |
| Treponema denticola | Zahnfleischtaschen | Bewegliches Bakterium, Teil des Parodontitis-Komplexes |
| Tannerella forsythia | Zahnfleisch | Verursacht tief sitzende Entzündungen, produziert VSC |
| Solobacterium moorei | Zungenrücken | Besonders häufig mit Zungenbelag und Mundgeruch assoziiert |
Diese Bakterien leben bevorzugt dort, wo sie vor Sauerstoff geschützt sind. Deshalb spielt die Zunge eine zentrale Rolle: Der hintere Zungenrücken ist oft von einem dichten Belag aus Bakterien und abgestorbenen Zellen überzogen – eine ideale Brutstätte für Mundgeruch.
Warum Mundhygiene allein oft nicht reicht
Viele Betroffene putzen regelmäßig die Zähne und wundern sich dennoch über anhaltenden Mundgeruch. Der Grund: Zahnputzmaßnahmen erreichen häufig nicht die tieferliegenden Nischen im Mundraum, etwa die Zahnfleischtaschen oder den Zungenrücken.
Ohne gezielte Reinigung dieser Bereiche können sich die anaeroben Bakterien ungestört vermehren.
Ein Zungenschaber kann hier Wunder wirken. Ergänzend helfen antibakterielle Mundspüllösungen, die Wirkstoffe wie Chlorhexidin, Cetylpyridiniumchlorid oder Zink enthalten – sie hemmen das Wachstum der geruchsbildenden Bakterien.
Auch regelmäßige professionelle Zahnreinigungen beim Zahnarzt reduzieren die bakterielle Last im Mund nachhaltig.
Systemische Ursachen nicht vergessen
Obwohl über 80 % aller Fälle von Mundgeruch im Mundraum entstehen, können seltener auch andere Ursachen beteiligt sein – etwa Mandelentzündungen, Magenprobleme oder Stoffwechselstörungen. Trotzdem sind die Bakterien im Mund fast immer der Hauptfaktor.
Daher lohnt sich eine gründliche Diagnostik beim Zahnarzt oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt, wenn der Mundgeruch trotz guter Hygiene bestehen bleibt.
Fazit
Mundgeruch ist meist keine Frage mangelnder Sauberkeit, sondern ein mikrobiologisches Problem. Bestimmte anaerobe Bakterien zersetzen Eiweißreste im Mund und setzen dabei übel riechende Schwefelverbindungen frei. Eine gezielte Mundhygiene, inklusive Zungenreinigung und antibakterieller Mundspülung, kann die Bakterienzahl deutlich reduzieren – und den Atem wieder frisch machen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Sind alle Bakterien im Mund schädlich?
Nein. Die Mundflora besteht aus hunderten Bakterienarten, von denen viele nützlich sind und vor Krankheitserregern schützen. Nur bestimmte anaerobe Arten verursachen Mundgeruch.
Kann Mundgeruch ein Zeichen für Parodontitis sein?
Ja, sehr häufig. Bakterien, die Parodontitis verursachen, produzieren ebenfalls Schwefelverbindungen. Mundgeruch kann daher ein Frühwarnzeichen für Zahnfleischerkrankungen sein.
Hilft Kaugummikauen gegen Mundgeruch?
Kurzfristig ja, da Speichelfluss angeregt und Gerüche überdeckt werden. Langfristig löst es jedoch nicht die bakterielle Ursache.
Wie oft sollte man die Zunge reinigen?
Idealerweise einmal täglich, am besten morgens nach dem Aufstehen. So entfernt man die meisten geruchsaktiven Bakterien und Beläge.
Kann man Mundgeruch selbst feststellen?
Nur bedingt. Oft gewöhnt sich die eigene Nase an den Geruch. Ein einfacher Test ist, den Atem in die Hand zu pusten oder an einem Löffel zu riechen, nachdem man über ihn gestrichen hat.