Morgens nach dem Aufstehen juckt die Nase, die Augen tränen, der Hals kratzt – und kaum öffnet man das Fenster, wird es besser. Was viele zunächst für eine Pollenallergie halten, ist oft eine ganz andere Ursache: die Hausstaubmilbenallergie. Diese Allergie gehört zu den häufigsten allergischen Erkrankungen weltweit. Millionen Menschen reagieren empfindlich auf die winzigen Spinnentierchen, die sich bevorzugt in Matratzen, Kopfkissen, Teppichen und Polstermöbeln tummeln. Obwohl sie mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, können sie im wahrsten Sinne des Wortes den Schlaf rauben. Doch was genau macht die Hausstaubmilbe so problematisch? Warum reagieren manche Menschen so heftig auf sie – und was kann man dagegen tun?
Was sind Hausstaubmilben eigentlich?
Hausstaubmilben sind winzige, 0,1 bis 0,5 Millimeter große Spinnentiere, die überall dort leben, wo es warm, feucht und staubig ist. Man findet sie praktisch in jeder Wohnung – egal, wie sauber man ist. Besonders wohl fühlen sie sich in Betten, Matratzen, Polstermöbeln, Kuscheltieren und Teppichen.
Sie ernähren sich hauptsächlich von abgestorbenen Hautschuppen des Menschen. Da wir täglich Millionen dieser Schuppen verlieren, finden die Milben dort reichlich Nahrung.
Hausstaubmilben sind harmlos, beißen nicht und übertragen keine Krankheiten. Das Problem liegt nicht an den Milben selbst, sondern an ihren Exkrementen. Diese trocknen ein, zerfallen zu feinem Staub und werden beim Atmen eingeatmet. Die darin enthaltenen Proteine wirken bei empfindlichen Menschen als Allergene – sie lösen eine Immunreaktion aus.
Wie entsteht eine Hausstaubmilbenallergie?
Bei einer Hausstaubmilbenallergie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf bestimmte Eiweißstoffe (Allergene) aus dem Kot und den Körperteilen der Milben. Diese gelangen über den Hausstaub in die Atemwege oder auf die Schleimhäute.
Das Immunsystem stuft die eigentlich harmlosen Stoffe fälschlicherweise als gefährlich ein und bildet IgE-Antikörper. Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen kommt es zu einer allergischen Reaktion, bei der Histamin ausgeschüttet wird – eine Substanz, die Juckreiz, Schleimhautschwellungen und Entzündungen verursacht.
Je nach Stärke der Sensibilisierung können die Symptome leicht bis stark ausgeprägt sein. Besonders häufig treten sie nachts oder morgens auf, wenn man längere Zeit in engem Kontakt mit der Matratze und Bettwäsche steht – also dort, wo die Milben am zahlreichsten sind.
Typische Symptome einer Hausstaubmilbenallergie
Die Symptome ähneln oft einer Pollen- oder Erkältungsreaktion, was die Diagnose erschwert. Typische Anzeichen sind:
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Niesanfälle und laufende oder verstopfte Nase (besonders morgens)
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Juckende, tränende Augen
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Husten, Atembeschwerden oder ein Engegefühl in der Brust
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Kratzen im Hals, Heiserkeit oder Hustenreiz
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Schlechter Schlaf, häufiges Aufwachen, morgendliche Erschöpfung
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In schweren Fällen: allergisches Asthma
Kinder zeigen häufig auch verstopfte Nasen, Mundatmung oder häufige Infekte, was manchmal fälschlich als Erkältungsanfälligkeit gedeutet wird.
Wie gefährlich ist eine Hausstaubmilbenallergie?
An sich ist die Allergie nicht lebensbedrohlich, kann aber langfristig zu ernsthaften Problemen führen. Wird sie über Jahre nicht behandelt, besteht das Risiko eines sogenannten Etagenwechsels: Die Entzündung „wandert“ von der oberen Atemwegsebene (Nase, Rachen) in die unteren Atemwege (Lunge) und kann allergisches Asthma auslösen.
Daher sollte eine Hausstaubmilbenallergie frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden – nicht nur, um Symptome zu lindern, sondern um Komplikationen zu vermeiden.
Diagnose: Wie man eine Milbenallergie erkennt
Wer morgens mit verstopfter Nase oder gereizten Augen aufwacht, sollte einen Allergologen aufsuchen. Die Diagnose erfolgt meist über:
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Anamnese (Gespräch) – Beschreibung der Symptome und ihres zeitlichen Auftretens.
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Prick-Test – Allergene werden auf die Haut aufgetragen; eine Reaktion zeigt eine Sensibilisierung an.
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Bluttest (RAST oder IgE-Test) – Messung spezifischer Antikörper gegen Hausstaubmilben.
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Provokationstest – (in Einzelfällen) gezielter Kontakt mit dem Allergen unter ärztlicher Aufsicht.
Eine eindeutige Diagnose ist wichtig, um andere Ursachen (z. B. Pollen oder Tierhaare) auszuschließen und die richtige Therapie einzuleiten.
Wie lebt die Hausstaubmilbe – und warum vor allem im Bett?
Milben brauchen Wärme, Feuchtigkeit und Nahrung – drei Dinge, die sie in unseren Betten reichlich finden.
Der Mensch gibt während des Schlafs Feuchtigkeit und Wärme ab, was das Mikroklima in der Matratze ideal macht. Dort leben Millionen Milben in jeder Matratze, unsichtbar und unbemerkt.
Ihre bevorzugte Temperatur liegt bei 20–25 °C, die optimale Luftfeuchtigkeit bei 60–80 %. Deshalb ist das Schlafzimmer mit Teppichboden und dicker Bettdecke ein wahres Paradies für sie.
Da Milben weder stechen noch beißen, bemerkt man sie nur indirekt – durch ihre allergieauslösenden Hinterlassenschaften.
Wie man die Hausstaubmilben bekämpfen kann
Eine vollständige Ausrottung der Milben ist unmöglich – das Ziel ist, ihre Anzahl so weit zu reduzieren, dass keine allergischen Symptome mehr ausgelöst werden.
1. Das Bett als Hauptquelle behandeln
Die wichtigste Maßnahme ist die Reduktion der Milben in der Schlafumgebung. Dafür eignen sich spezielle milbendichte Matratzen- und Kissenbezüge (sogenannte Encasings). Sie verhindern, dass Milbenallergene in die Atemluft gelangen.
Diese Bezüge sollten regelmäßig gereinigt werden, ebenso wie Bettwäsche, Decken und Kissen – idealerweise bei mindestens 60 °C.
2. Raumklima optimieren
Milben mögen es warm und feucht. Deshalb:
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Raumtemperatur zwischen 16–18 °C,
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Luftfeuchtigkeit unter 50 %,
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Schlafzimmer regelmäßig lüften, am besten morgens und abends.
3. Teppiche und Polster meiden
Teppichböden, Vorhänge und Stoffmöbel sind Milbenreservoire. Glatte Böden wie Parkett oder Laminat sind für Allergiker besser geeignet, da sie sich leichter reinigen lassen.
4. Staub regelmäßig entfernen
Staubsauger mit HEPA-Filter verhindern, dass aufgesaugter Milbenstaub wieder in die Luft gelangt. Noch besser sind spezielle Allergiker-Staubsauger mit Wasserfilter.
5. Textilien einfrieren oder erhitzen
Kuscheltiere oder empfindliche Textilien, die man nicht heiß waschen kann, lassen sich in einem Plastikbeutel für 24 Stunden ins Gefrierfach legen – die Kälte tötet Milben zuverlässig ab.
6. Professionelle Reinigung
Manchmal lohnt sich eine professionelle Matratzenreinigung, besonders bei langjähriger Nutzung.
Therapiemöglichkeiten bei Hausstaubmilbenallergie
Wenn die Vermeidung allein nicht ausreicht, gibt es verschiedene therapeutische Ansätze, die von medikamentöser Behandlung bis hin zu immunologischen und mikrobiologischen Strategien reichen. Ziel ist es, die allergische Reaktion zu mildern, Entzündungen zu reduzieren und das Immunsystem langfristig zu stabilisieren.
1. Medikamentöse Behandlung
Zur schnellen Linderung der Symptome kommen häufig Antihistaminika zum Einsatz. Sie blockieren die Wirkung des Histamins, das bei allergischen Reaktionen ausgeschüttet wird, und helfen gegen Niesen, Augenjucken und laufende Nase.
Bei stärker ausgeprägten Beschwerden verordnet der Arzt oft kortisonhaltige Nasensprays, die Entzündungen hemmen und die Schleimhäute abschwellen lassen.
Tritt die Allergie bereits mit Atemnot oder Husten auf, werden zusätzlich bronchienerweiternde Medikamente (z. B. Beta-2-Sympathomimetika) eingesetzt.
Wichtig: Diese Medikamente bekämpfen die Symptome, aber nicht die Ursache der Allergie.
2. Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung)
Die spezifische Immuntherapie ist derzeit die einzige Behandlung, die an der Wurzel der Allergie ansetzt.
Dabei wird das Immunsystem schrittweise an das Allergen „gewöhnt“. Über mehrere Jahre erhält der Patient regelmäßig kleine Mengen des Hausstaubmilben-Extrakts – entweder als Spritze (subkutan) oder in Form von Tropfen oder Tabletten (sublingual).
Das Ziel ist, dass das Immunsystem das Allergen toleriert, anstatt überzureagieren. Studien zeigen, dass diese Therapieform die Symptome langfristig deutlich reduzieren und sogar das Risiko für allergisches Asthma senken kann.
3. Probiotika – das Immunsystem über den Darm stärken
Ein noch vergleichsweise neuer, aber zunehmend erforschter Ansatz ist die therapeutische Unterstützung mit Probiotika.
Der Darm ist das größte Immunorgan des Körpers – rund 70 % aller Immunzellen befinden sich dort. Ein gesundes, vielfältiges Darmmikrobiom spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation immunologischer Prozesse und kann überschießende Entzündungsreaktionen dämpfen.
Studien weisen darauf hin, dass bestimmte probiotische Bakterienstämme, etwa Lactobacillus paracasei LP-33 und GMNL-133, das allergische Potenzial reduzieren und die Immunbalance verbessern können. Insbesondere bei Kindern mit Hausstaubmilbenallergie wurde beobachtet, dass probiotische Präparate die Schwere und Häufigkeit von Symptomen verringern können. Hier erfährst Du mehr zu Probiotika bei Hausstaubmilbenallergie.
Die Wirkung erklärt sich dadurch, dass Probiotika:
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die Darmbarriere stärken,
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entzündungshemmende Botenstoffe fördern,
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und die Toleranz des Immunsystems gegenüber harmlosen Umweltreizen wiederherstellen.
Probiotika sind keine akute Symptombehandlung, können aber als unterstützende Maßnahme zur langfristigen Stabilisierung des Immunsystems beitragen – idealerweise in Kombination mit einer gesunden, ballaststoffreichen Ernährung.
4. Ergänzende Maßnahmen
Neben medizinischen Therapien und Probiotika gibt es eine Reihe von unterstützenden Maßnahmen, die helfen können, die Allergie besser zu kontrollieren:
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Regelmäßige Nasenspülungen mit isotonischer Salzlösung halten die Schleimhäute frei von Allergenen und befeuchten sie natürlich.
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Luftreiniger mit HEPA-Filtern entfernen mikroskopisch kleine Partikel wie Milbenkot oder Pollen aus der Raumluft.
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Stressmanagement und Schlafhygiene stärken das Immunsystem, da chronischer Stress allergische Reaktionen verstärken kann.
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Verzicht auf Reizstoffe wie Zigarettenrauch, Duftsprays oder Raumerfrischer, die die Atemwege zusätzlich belasten.
Kinder und Hausstaubmilbenallergie
Kinder sind besonders anfällig, da ihr Immunsystem noch in der Entwicklung ist. Eine früh erkannte Allergie ist wichtig, um chronische Beschwerden zu verhindern. Eltern sollten auf Symptome wie ständige verstopfte Nase, nächtlichen Husten oder Mundatmung achten.
Kindgerechte Maßnahmen wie milbendichte Bettwäsche, waschbare Kuscheltiere und regelmäßiges Lüften können bereits viel bewirken. Bei Bedarf sollte frühzeitig ein Allergologe aufgesucht werden, um das Risiko eines allergischen Asthmas zu vermeiden.
Mythen rund um die Hausstaubmilbenallergie
Viele Betroffene glauben, dass sie „gegen Staub“ allergisch sind – tatsächlich reagieren sie auf die Eiweißstoffe im Milbenkot. Hausstaub enthält zwar viele Bestandteile (Pollen, Tierhaare, Textilfasern), doch bei einer echten Milbenallergie sind die Milben selbst das Problem.
Auch das häufige Waschen der Matratze bringt wenig – wichtiger sind die richtigen Encasings und das Waschen der Bettwäsche. Ebenso sind Duftsprays oder chemische Reinigungsmittel keine Lösung – sie reizen oft nur zusätzlich die Atemwege.
Zukunft und Forschung: Neue Wege gegen Milbenallergien
Die Allergieforschung arbeitet an innovativen Ansätzen:
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Immuntherapien mit standardisierten Milbenextrakten, die besser verträglich sind.
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Probiotische Nasensprays, die die Schleimhäute stärken und allergische Reaktionen abschwächen.
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Nanofilter-Matratzen und neue Textilien, die Milben dauerhaft fernhalten.
Langfristig könnte auch das Verständnis des Mikrobioms helfen, Allergien zu verhindern – indem man das Gleichgewicht im Immunsystem - zum Beispiel mit Probiotika - wiederherstellt, anstatt nur Symptome zu behandeln.
Fazit
Die Hausstaubmilbenallergie ist unsichtbar, aber keineswegs harmlos. Sie zählt zu den häufigsten chronischen Atemwegsallergien und kann unbehandelt zu Asthma führen.
Doch wer die Ursachen kennt, kann aktiv dagegen vorgehen: mit einem allergikerfreundlichen Schlafzimmer, regelmäßigem Waschen der Bettwäsche, optimalem Raumklima und – falls nötig – einer gezielten Immuntherapie.
Mit etwas Konsequenz lässt sich die Allergenbelastung deutlich senken – und erholsamer Schlaf wird wieder möglich.
Denn gesunder Schlaf ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und ein starkes Immunsystem.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Wie merke ich, dass ich auf Hausstaubmilben allergisch bin?
Typisch sind morgendliche Niesanfälle, verstopfte Nase und juckende Augen. Die Symptome bessern sich meist, wenn man sich tagsüber außerhalb des Schlafzimmers aufhält.
Kann man Hausstaubmilben vollständig entfernen?
Nein, aber man kann ihre Anzahl stark reduzieren – durch milbendichte Bettbezüge, regelmäßiges Waschen, Lüften und ein trockenes Raumklima.
Helfen Luftreiniger bei Milbenallergie?
Ja, Geräte mit HEPA-Filtern können allergenhaltigen Feinstaub aus der Luft filtern und so die Symptome lindern.
Ist eine Hyposensibilisierung bei Milbenallergie sinnvoll?
Absolut. Sie ist die einzige Therapie, die die Ursache bekämpft und langfristig die Beschwerden verringern oder beseitigen kann.
Wie oft sollte man Bettwäsche und Bezüge waschen?
Mindestens alle zwei Wochen bei 60 °C, Encasings alle zwei bis drei Monate. Kopfkissen und Decken sollten zwei- bis dreimal im Jahr gewaschen oder gereinigt werden.