Kaum etwas stört mehr im Alltag als ein trockener Mund kombiniert mit unangenehmem Mundgeruch. Viele Betroffene empfinden das Gefühl der Mundtrockenheit als unangenehm, quälend und einschränkend. Noch belastender ist es, wenn daraus auch noch Mundgeruch entsteht – ein Tabuthema, das soziale Kontakte und das Selbstwertgefühl massiv beeinträchtigen kann. Doch diese Symptome sind selten nur kosmetische Probleme. Sie sind oft Ausdruck eines komplexen Zusammenspiels zwischen Speichelproduktion, dem oralen Mikrobiom und systemischen Faktoren.
In diesem Beitrag erklären wir, wie ein trockener Mund entsteht, warum er häufig zu Mundgeruch führt, wie das Mikrobiom darunter leidet und warum der gezielte Einsatz von Probiotika ein vielversprechender Therapieansatz ist.
Was bedeutet ein trockener Mund eigentlich?
Medizinisch spricht man von Xerostomie, wenn Betroffene das subjektive Gefühl eines trockenen Mundes haben. Oft ist damit auch eine objektive Verminderung des Speichelflusses verbunden (Hyposalivation). Doch das trockene Mundgefühl kann auch ohne messbare Speichelreduktion auftreten.
Der Speichel spielt eine zentrale Rolle für die Mundgesundheit. Er spült Speisereste weg, neutralisiert Säuren, befeuchtet die Schleimhäute und enthält antibakterielle Substanzen, die das Gleichgewicht der Mundflora unterstützen. Ein Mangel an Speichel hat also weitreichende Folgen – er verändert das Milieu im Mund und fördert damit Karies, Entzündungen, Mundgeruch und ein unangenehmes Trockenheitsgefühl.
Ursachen für einen trockenen Mund
Ein trockener Mund kann viele Ursachen haben. Die häufigsten sind:
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Medikamente: Viele Arzneimittel, etwa Antidepressiva, Antihistaminika, Blutdrucksenker oder Diuretika, reduzieren die Speichelproduktion.
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Systemische Erkrankungen: Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom oder Diabetes mellitus können zu Mundtrockenheit führen.
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Dehydration und Flüssigkeitsmangel: Bei unzureichender Flüssigkeitszufuhr trocknet auch der Mund aus.
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Psychische Faktoren: Stress, Angst und Nervosität aktivieren das sympathische Nervensystem, das die Speichelproduktion hemmt.
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Radiotherapie im Kopf-Hals-Bereich: Bestrahlung kann Speicheldrüsen dauerhaft schädigen.
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Alterungsprozesse: Mit dem Alter nimmt oft die Speichelmenge ab.
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Ungünstige Gewohnheiten: Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und Mundatmung trocknen die Schleimhäute aus.
Jede dieser Ursachen wirkt sich negativ auf das Speichelvolumen und seine Qualität aus. Weniger Speichel bedeutet eine schlechtere Reinigung der Mundhöhle und eine veränderte Umgebung für die Mikroorganismen.
Mundgeruch – ein häufiges Symptom bei trockenem Mund
Ein trockener Mund ist eine der Hauptursachen für Mundgeruch (Halitosis). Ohne ausreichenden Speichel können sich Bakterien ungehindert vermehren. Besonders anaerobe Bakterien, die unter Sauerstoffmangel gedeihen, produzieren flüchtige Schwefelverbindungen (VSCs) wie Schwefelwasserstoff oder Methylmercaptan – die Hauptverursacher des schlechten Geruchs.
Mundgeruch entsteht dabei häufig im hinteren Bereich der Zunge, in Zahnfleischtaschen oder in anderen schwer zugänglichen Mundregionen, wo sich Bakterien besonders gut ansiedeln können. Ein trockener Mund schafft ein ideales Milieu für diese Geruchsbildner, da die reinigende und antibakterielle Wirkung des Speichels reduziert ist.
Das orale Mikrobiom – ein komplexes Ökosystem
Der Mund beherbergt eines der vielfältigsten und komplexesten Mikrobiome unseres Körpers. Über 700 verschiedene Bakterienarten besiedeln die Mundhöhle. Dieses Mikrobiom ist für die Mundgesundheit von zentraler Bedeutung.
Unter normalen Bedingungen steht das Mikrobiom in einem empfindlichen Gleichgewicht. Es sorgt dafür, dass schädliche Bakterien in Schach gehalten werden und unterstützt die Immunabwehr. Einige Bakterien sind direkt an der Aufrechterhaltung der Mundschleimhaut beteiligt, andere helfen bei der Neutralisation von Säuren.
Wenn dieses Gleichgewicht gestört ist, spricht man von Dysbiose. Eine Dysbiose im Mundraum kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter eben ein trockener Mund, schlechte Mundhygiene, Antibiotika-Einnahme oder Erkrankungen.
Wie trockener Mund das Mikrobiom beeinflusst
Ein reduzierter Speichelfluss verändert die Bedingungen für die Mikroorganismen im Mund grundlegend. Die Schutzfunktionen des Speichels – darunter die Entfernung von Nahrungsresten, das Spülen von Mikroben und das Bereitstellen antibakterieller Substanzen wie Lysozym oder Lactoferrin – fallen weg.
Dadurch kann es zu einem Überwuchern von pathogenen Keimen kommen. Besonders problematisch sind Bakterien wie Porphyromonas gingivalis, Fusobacterium nucleatum und verschiedene anaerobe Spezies, die Entzündungen und Zahnfleischprobleme fördern.
Studien zeigen, dass bei Mundtrockenheit das orale Mikrobiom weniger vielfältig und anfälliger für krankmachende Veränderungen ist. Die Dysbiose trägt nicht nur zu Karies und Parodontitis bei, sondern verstärkt auch die Mundgeruchsproblematik.
Die Rolle von Probiotika für die Mundgesundheit
Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die, in ausreichender Menge verabreicht, einen gesundheitlichen Nutzen haben. Während sie lange vor allem für die Darmgesundheit bekannt waren, rücken sie zunehmend auch in der oralen Medizin in den Fokus.
Speziell für den Mund gibt es mittlerweile verschiedene probiotische Stämme, die positive Effekte zeigen. Dazu gehören etwa Streptococcus salivarius M18 und K12, Lactobacillus reuteri oder Lactobacillus brevis.
Diese probiotischen Bakterien können auf mehrere Arten wirken:
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Wiederherstellung des mikrobiellen Gleichgewichts: Sie verdrängen schädliche Keime und fördern ein gesundes Mikrobiom.
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Produktion antimikrobieller Substanzen: Bakteriozine hemmen pathogene Bakterien.
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Reduktion von Entzündungen: Probiotika können die Immunantwort modulieren und Entzündungen im Mundraum senken.
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Stimulation der Speichelproduktion: Einige Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Probiotika die Speicheldrüsenfunktion anregen können.
Wissenschaftliche Studien zu Probiotika bei trockenem Mund und Mundgeruch
Zahlreiche Studien untermauern den Nutzen von oralen Probiotika bei Symptomen von Mundtrockenheit und Halitosis. So konnten Probiotika in klinischen Untersuchungen den Schwefelgeruch deutlich reduzieren und die mikrobiologische Zusammensetzung des Mundraums verbessern.
Eine Studie mit Streptococcus salivarius M18 zeigte beispielsweise, dass die regelmäßige Einnahme von Lutschtabletten die Besiedlung mit pathogenen Keimen verringert und die Mundflora stabilisiert. Auch die Speichelmenge konnte bei einigen Probanden gesteigert werden.
Weitere Untersuchungen belegen, dass Probiotika die Häufigkeit von Zahnfleischentzündungen und Karies reduzieren können – typische Folgen eines gestörten Mundmilieus durch Mundtrockenheit.
Praktische Tipps zur Unterstützung des Mikrobioms bei trockenem Mund
Neben der gezielten Probiotika-Anwendung helfen auch folgende Maßnahmen, um das orale Mikrobiom zu stärken und Beschwerden zu lindern:
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Ausreichend trinken, um die Speichelproduktion zu fördern.
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Mundhygiene mit mikrobiomfreundlichen Produkten, die ohne aggressive Chemikalien auskommen.
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Regelmäßiges Zungenreinigen, um bakterielle Beläge an der Zungenoberfläche zu reduzieren.
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Vermeidung von Mundspülungen mit Alkohol, da sie das Mikrobiom austrocknen und stören können.
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Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholgenuss, die das Mundmilieu negativ beeinflussen.
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Stressabbau, da Stress die Speichelsekretion mindert und das Immunsystem schwächt.
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Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen, um Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Wie werden Probiotika angewendet?
Orale Probiotika sind in Form von Lutschtabletten, Kapseln, Mundsprays oder Joghurts erhältlich. Für die Mundgesundheit bieten sich speziell formulierte Produkte an, die die probiotischen Bakterien direkt im Mund freisetzen.