Zahnfleischentzündungen, in der Fachsprache als Gingivitis bezeichnet, gehören zu den häufigsten Erkrankungen im Mundraum. Fast jeder Mensch leidet mindestens einmal im Leben daran – oft sogar, ohne es zunächst zu bemerken. Typische Symptome sind gerötetes, geschwollenes oder leicht blutendes Zahnfleisch. Unbehandelt kann eine Zahnfleischentzündung in eine Parodontitis übergehen, die den gesamten Zahnhalteapparat betrifft und im schlimmsten Fall zum Zahnverlust führen kann.
Die gute Nachricht: Zahnfleischentzündungen lassen sich in den meisten Fällen erfolgreich behandeln und sogar verhindern. Dieser Artikel beleuchtet umfassend, welche Maßnahmen helfen können – von der klassischen Mundhygiene über Hausmittel bis hin zu modernen Ansätzen wie Probiotika. Besonderes Augenmerk legen wir auf das Bakterium Streptococcus salivarius M18, das in den letzten Jahren durch seine positive Wirkung auf die Mundgesundheit zunehmend in den Fokus geraten ist.
Ursachen einer Zahnfleischentzündung
Zahnfleischentzündungen entstehen in der Regel durch bakterielle Beläge (Plaque), die sich auf den Zähnen und am Zahnfleischrand ansammeln. Diese Plaque ist ein Biofilm aus Bakterien, Speichel und Nahrungsresten. Wird sie nicht regelmäßig entfernt, können sich die Bakterien ungestört vermehren und Giftstoffe freisetzen, die eine Entzündung des Zahnfleisches verursachen.
Neben mangelnder Mundhygiene gibt es weitere Risikofaktoren:
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Rauchen, das die Durchblutung des Zahnfleisches verschlechtert
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Hormonelle Veränderungen, etwa in der Schwangerschaft oder Pubertät
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Diabetes mellitus, der die Anfälligkeit für Infektionen erhöht
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Stress, der das Immunsystem schwächt
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Bestimmte Medikamente, die die Speichelproduktion hemmen
Typische Symptome
Eine beginnende Zahnfleischentzündung macht sich meist durch folgende Anzeichen bemerkbar:
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Zahnfleischbluten beim Zähneputzen oder Kauen
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Rötung und Schwellung des Zahnfleisches
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Mundgeruch oder unangenehmer Geschmack im Mund
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Empfindliches Zahnfleisch
Im frühen Stadium ist die Gingivitis noch reversibel – das heißt, bei rechtzeitiger Behandlung kann das Zahnfleisch wieder vollständig gesund werden.
Klassische Behandlungsmethoden
Die Basis jeder Therapie ist die gründliche Mundhygiene. Ziel ist es, den bakteriellen Belag zu reduzieren und das Zahnfleisch zur Heilung zu bringen.
Professionelle Zahnreinigung
Beim Zahnarzt werden hartnäckige Beläge und Zahnstein entfernt, die man selbst oft nicht erreicht. Dies schafft die Grundlage für gesundes Zahnfleisch.
Richtige Putztechnik
Sanftes Putzen mit einer weichen Zahnbürste ist wichtig, um das entzündete Gewebe nicht zusätzlich zu reizen. Fluoridhaltige Zahnpasta unterstützt den Zahnschmelz und erschwert das Anhaften von Plaque.
Zahnseide und Interdentalbürsten
Da sich Bakterien besonders leicht in den Zahnzwischenräumen ansiedeln, sollten diese täglich gereinigt werden.
Antibakterielle Mundspüllösungen
Chlorhexidin oder ätherische Öle können die Keimzahl im Mund deutlich verringern. Allerdings sollten stark wirksame Spüllösungen nicht dauerhaft angewendet werden, um Nebenwirkungen wie Verfärbungen zu vermeiden.
Hausmittel bei Zahnfleischentzündung
Viele Menschen setzen zusätzlich auf natürliche Maßnahmen, um die Heilung zu unterstützen:
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Kamillen- oder Salbeitee: antibakteriell und entzündungshemmend
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Kokosölziehen: traditionelles ayurvedisches Verfahren, das Bakterien binden soll
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Aloe Vera Gel: beruhigt gereiztes Zahnfleisch
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Nelkenöl: wirkt leicht betäubend und schmerzlindernd
Hausmittel können die Behandlung unterstützen, ersetzen jedoch keine gründliche Zahnpflege.
Moderne Ansätze: Die Rolle von Probiotika
In den letzten Jahren haben Probiotika in der Zahnmedizin zunehmend Aufmerksamkeit erlangt. Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die, in ausreichender Menge zugeführt, einen gesundheitlichen Nutzen haben können. Sie sind vor allem aus dem Bereich der Darmgesundheit bekannt, doch auch im Mund können bestimmte Bakterien eine positive Wirkung entfalten.
Die Idee dahinter: Statt Bakterien ausschließlich zu bekämpfen, wird das mikrobielle Gleichgewicht wiederhergestellt. Probiotische Bakterien können krankmachende Keime verdrängen, die Immunabwehr stärken und so Entzündungen vorbeugen oder lindern.
Studien zeigen, dass Probiotika helfen können bei:
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Gingivitis (Zahnfleischentzündung)
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Parodontitis (fortgeschrittene Entzündung des Zahnhalteapparates)
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Mundgeruch (Halitosis)
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Kariesprävention
Streptococcus salivarius – ein natürlicher Bewohner des Mundes
Unter den probiotischen Bakterien ist Streptococcus salivarius besonders interessant. Dieses Bakterium siedelt sich bereits kurz nach der Geburt im Mundraum an und gilt als einer der ersten „freundlichen“ Bewohner der Mundflora.
Bestimmte Stämme wie Streptococcus salivarius K12 und M18 wurden intensiv erforscht. Während K12 vor allem für seine Wirkung gegen Mundgeruch und Halsinfektionen bekannt ist, zeigt der Stamm M18 bemerkenswerte Effekte auf die Zahngesundheit allgemein. M18 hilft sowohl bei Mundgeruch, bei Zahnfleischentzündungen, bei Karies und bei Paradontitis.
Wie Streptococcus salivarius M18 bei Zahnfleischentzündung helfen kann
Der Stamm M18 zeichnet sich durch mehrere Eigenschaften aus, die ihn zu einem wertvollen Unterstützer bei Zahnfleischproblemen machen:
1. Produktion von Bacteriocinen
M18 bildet natürliche antimikrobielle Substanzen, die krankmachende Bakterien wie Streptococcus mutans hemmen können. Dadurch wird die Plaquebildung reduziert.
2. Regulation des Biofilms
Der Biofilm im Mund ist ein komplexes System. M18 kann durch Enzyme wie Dextranase und Urease das Gleichgewicht beeinflussen.
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Dextranase baut klebrige Substanzen ab, die Karies- und Entzündungserreger zum Anhaften benötigen.
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Urease erhöht den pH-Wert im Mund leicht, was die Vermehrung säureliebender Bakterien erschwert.
3. Stärkung des Immunsystems
M18 interagiert mit dem Immunsystem und fördert eine weniger aggressive Entzündungsreaktion. Dadurch wird das Zahnfleisch vor übermäßigen Schäden geschützt.
4. Nachhaltige Besiedelung
Studien zeigen, dass M18 nach der Einnahme in Form von Lutschtabletten oder Pastillen den Mundraum tatsächlich besiedeln kann. Somit entsteht ein längerfristiger Schutz.
Wissenschaftliche Studienlage
Mehrere klinische Studien haben die Wirkung von Streptococcus salivarius M18 untersucht. Die Ergebnisse sind vielversprechend:
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Reduzierte Plaquebildung: Probanden, die M18 regelmäßig einnahmen, hatten deutlich weniger Plaque und Zahnfleischbluten.
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Verbesserte Zahnfleischgesundheit: Gingivitis-Scores verbesserten sich messbar nach einigen Wochen Anwendung.
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Gute Verträglichkeit: M18 gilt als sicher und nebenwirkungsarm, auch bei längerer Anwendung.
Anwendung von Probiotika im Alltag
Streptococcus salivarius M18 ist in speziellen Probiotika-Präparaten für die Mundgesundheit erhältlich, meist in Form von Lutschtabletten. Wichtig ist die regelmäßige Anwendung, damit sich die Bakterien im Mund ansiedeln können.
Praktische Tipps:
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Tabletten abends nach dem Zähneputzen lutschen, damit die Bakterien möglichst lange im Mund verbleiben
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Einnahme über mehrere Wochen für nachhaltigen Effekt
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Kombination mit guter Mundhygiene für optimale Ergebnisse
Zusammenfassung: Maßnahmen gegen Zahnfleischentzündung
Maßnahme | Wirkung | Besonderheiten |
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Gründliche Mundhygiene | Entfernt Plaque und verhindert neue Beläge | Basis jeder Behandlung |
Professionelle Zahnreinigung | Beseitigt hartnäckigen Zahnstein | 1–2 Mal jährlich empfohlen |
Antibakterielle Mundspülung | Reduziert Keime, lindert Entzündung | Kurzzeitige Anwendung sinnvoll |
Hausmittel (z. B. Kamille, Aloe Vera) | Unterstützend, beruhigend | Ergänzend, nicht allein ausreichend |
Probiotika (allgemein) | Fördern gesunde Mundflora | Moderne Ergänzungstherapie |
Streptococcus salivarius M18 | Verringert Plaque, stärkt Zahnfleisch, reguliert Biofilm | Besonders wirksam bei Gingivitis |
Fazit
Eine Zahnfleischentzündung sollte niemals auf die leichte Schulter genommen werden. Sie ist nicht nur unangenehm, sondern kann unbehandelt ernste Folgen für die gesamte Zahngesundheit haben. Mit konsequenter Mundhygiene, professioneller Unterstützung durch den Zahnarzt und gegebenenfalls zusätzlichen Maßnahmen wie Hausmitteln lässt sich eine Gingivitis jedoch meist schnell in den Griff bekommen.
Besonders spannend sind neue Ansätze mit Probiotika. Vor allem der Stamm Streptococcus salivarius M18 zeigt in Studien eine vielversprechende Wirkung: Er kann krankmachende Bakterien verdrängen, die Bildung von Plaque verringern und die Gesundheit des Zahnfleisches nachhaltig unterstützen. Damit eröffnet er eine natürliche und schonende Möglichkeit, Zahnfleischentzündungen vorzubeugen und zu behandeln – eine ideale Ergänzung zu den bewährten Methoden der Zahnmedizin.