Rötungen, kleine Pickelchen, Spannungsgefühl – und das alles mitten im Gesicht: Die periorale Dermatitis, auch bekannt als Mundrose, ist eine häufige, aber oft verkannt Hauterkrankung, die vor allem Frauen betrifft. Sie tritt typischerweise rund um den Mund auf und hat ihren Ursprung nicht in mangelnder Hygiene, sondern meist im Gegenteil – in zu viel Pflege. In diesem Beitrag erfährst du, woran du periorale Dermatitis erkennst, welche Ursachen dahinterstecken, warum das Hautmikrobiom eine Schlüsselrolle spielt und wie du deine Haut wieder ins Gleichgewicht bringst – ganz ohne aggressive Mittel, dafür mit Geduld, Verständnis und der richtigen Strategie.
Was ist periorale Dermatitis?
Die periorale Dermatitis – umgangssprachlich auch Mundrose genannt – ist eine entzündliche Hauterkrankung, die vor allem im Gesicht auftritt. Charakteristisch sind rote, juckende oder brennende Pusteln rund um den Mund, gelegentlich auch um die Nase und Augen. Die Erkrankung betrifft überwiegend Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, aber auch Männer und sogar Kinder können betroffen sein.
Der Name „perioral“ bedeutet „um den Mund herum“, „Dermatitis“ steht für eine Entzündung der Haut. Typisch ist ein kleiner, schmaler Hautstreifen direkt um die Lippen, der frei von Ausschlägen bleibt – ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen Hautkrankheiten wie Akne oder Rosazea.
Wie sieht periorale Dermatitis aus?
Die Hautveränderungen zeigen sich in verschiedenen Ausprägungen, häufig in Kombination:
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Rötung und Schuppung der Haut rund um den Mund
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Kleine, entzündete Papeln oder Pusteln (keine Mitesser wie bei Akne!)
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Spannungsgefühl, Brennen, Juckreiz
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Trockene, gereizte Haut
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Seltener: Beteiligung der Haut um die Nase oder der Augenpartie (dann spricht man auch von „periorbitaler“ oder „perinasaler“ Dermatitis)
Der Ausschlag entwickelt sich meist schleichend, oft nach einer Phase intensiver Hautpflege oder bei Verwendung neuer Kosmetikprodukte. Die Symptome können über Wochen bis Monate anhalten und neigen zu Rückfällen.
Ursachen: Warum entsteht periorale Dermatitis?
Die genaue Ursache ist nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es verschiedene begünstigende Faktoren:
1. Überpflegung der Haut (Kosmetikübernutzung)
Ein zentraler Auslöser ist die übermäßige Anwendung von Kosmetika – vor allem reichhaltige Cremes, stark deckendes Make-up, oder sogenannte „Anti-Aging“-Produkte. Diese können die natürliche Hautbarriere überfordern und das Gleichgewicht der Hautflora stören.
2. Kortisonhaltige Cremes
Viele Betroffene verwenden zunächst kortisonhaltige Salben, um den Ausschlag zu behandeln – häufig verschlimmert sich dadurch das Hautbild jedoch langfristig. Kortison unterdrückt zwar kurzfristig die Entzündung, führt aber bei perioraler Dermatitis zu einem Rebound-Effekt, sobald die Anwendung beendet wird.
3. Zahnpasta mit Fluorid oder scharfe Mundspülungen
Einige Menschen reagieren empfindlich auf bestimmte Inhaltsstoffe in Zahnpasta, wie Fluoride, Schaumbildner oder Menthol. Diese können die empfindliche Haut reizen und einen Schub auslösen.
4. Hormonelle Schwankungen
Wie bei vielen Hauterkrankungen spielen hormonelle Veränderungen eine Rolle – etwa im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus, der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln oder in der Schwangerschaft.
5. Stress und Lebensstil
Psychischer Stress, Schlafmangel, schlechte Ernährung und Nikotin können das Hautbild verschlechtern oder einen Schub triggern.
6. Klima und UV-Strahlung
Starke Sonneneinstrahlung oder trockene Heizungsluft können die Haut zusätzlich reizen.
Die Rolle des Hautmikrobioms bei perioraler Dermatitis
Ein zunehmend wichtiger Faktor in der Hautgesundheit ist das Mikrobiom – also die Gesamtheit der Mikroorganismen, die auf unserer Haut leben. Dieses natürliche Ökosystem besteht aus Bakterien, Pilzen und anderen Mikroben, die in einem empfindlichen Gleichgewicht stehen. Bei gesunder Haut schützt das Mikrobiom vor schädlichen Keimen, reguliert Entzündungen und unterstützt die Hautbarriere.
Bei perioraler Dermatitis ist dieses Gleichgewicht häufig gestört – ein Zustand, den man als Dysbiose bezeichnet. Die Überpflege mit Kosmetika, aggressive Reinigungsmittel oder der Einsatz von Kortisoncremes können das Mikrobiom nachhaltig schädigen. Dadurch wird die Haut anfälliger für Entzündungen, was den typischen Ausschlag begünstigt oder verschlimmert.
Eine sanfte, minimalistische Pflege hilft nicht nur der Hautbarriere, sondern gibt auch dem Mikrobiom die Chance, sich zu regenerieren. Einige moderne Pflegeprodukte enthalten sogar präbiotische oder probiotische Inhaltsstoffe, die gezielt die guten Hautbakterien fördern. Diese können im weiteren Therapieverlauf unterstützend wirken – nach Rücksprache mit einer Dermatologin oder einem Dermatologen.
Wer ist betroffen?
Am häufigsten betroffen sind:
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Frauen zwischen 20 und 40 Jahren
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Menschen mit sensibler oder trockener Haut
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Kosmetikliebhaber:innen mit einer ausgeprägten Pflegeroutine
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Personen mit Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Rosazea in der Vorgeschichte
Auch Babys und Kleinkinder können eine periorale Dermatitis entwickeln – meist durch übermäßigen Speichelfluss in Kombination mit falscher Pflege oder Reizung durch Lätzchen, Schnuller & Co.
Diagnose: Wie wird periorale Dermatitis erkannt?
Die Diagnose wird meist klinisch gestellt – also durch Blickdiagnose beim Hautarzt. Typisch sind die symmetrische Anordnung der Pusteln um den Mund und das Fehlen von Mitessern.
In unklaren Fällen oder bei schwerem Verlauf kann eine Hautprobe (Biopsie) entnommen werden, um andere Erkrankungen wie Akne, Rosazea oder Pilzinfektionen auszuschließen.
Behandlung: Was hilft gegen periorale Dermatitis?
Die wichtigste Maßnahme lautet: Pflege-Stopp!
1. Nulltherapie – weniger ist mehr
Die Haut braucht Ruhe. Das bedeutet: alle Kosmetika, Cremes, Seren und Make-up weglassen, auch wenn es schwerfällt. Nur lauwarmes Wasser oder milde, pH-neutrale Reinigungsprodukte sind erlaubt. Dieser Verzicht kann anfangs zu einer kurzfristigen Verschlechterung führen („Entzugserscheinungen“), doch danach bessert sich die Haut meist deutlich.
2. Absetzen von Kortison
Falls du bisher Kortisoncremes verwendet hast, sollten diese langsam ausgeschlichen und unter dermatologischer Aufsicht abgesetzt werden – ein abruptes Absetzen kann zu einem heftigen Rückfall führen.
3. Topische Medikamente (lokale Therapie)
Der Hautarzt kann bestimmte Cremes oder Gels verschreiben, etwa mit:
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Metronidazol (antientzündlich, antibakteriell)
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Erythromycin oder Clindamycin (Antibiotika)
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Azelainsäure (wirkt beruhigend und entzündungshemmend)
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Pimecrolimus oder Tacrolimus (bei besonders empfindlicher Haut)
4. Antibiotika (bei schweren Verläufen)
In ausgeprägten oder chronischen Fällen kann eine systemische Behandlung mit Antibiotika wie Doxycyclin oder Minocyclin über mehrere Wochen nötig sein – auch wenn keine bakterielle Infektion vorliegt. Diese Medikamente wirken entzündungshemmend und regulieren die Hautflora.
Was du selbst tun kannst – Alltagstipps
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Vermeide fettige oder stark parfümierte Kosmetik.
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Nutze Zahnpasta ohne Fluorid oder reizende Zusätze.
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Wasche dein Gesicht nur mit Wasser oder sehr mildem Reinigungsgel.
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Finger weg vom Gesicht! Reiben, drücken oder kratzen verschlimmert die Entzündung.
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Verzichte auf Make-up, besonders in der akuten Phase.
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Achte auf deine Ernährung. Zucker, Weißmehl, Alkohol und stark verarbeitete Lebensmittel können Entzündungen begünstigen.
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Reduziere Stress. Yoga, Meditation oder Spaziergänge helfen nicht nur deiner Seele, sondern auch deiner Haut.
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Sonnenschutz: Auch wenn Cremes tabu sind – ein leichter mineralischer Sonnenschutz (z. B. Zinkoxid-basiert) ist sinnvoll bei starker UV-Belastung.
Wie lange dauert die Heilung?
Die Heilungsdauer hängt stark vom Schweregrad und der Disziplin bei der Therapie ab. In leichten Fällen bessert sich das Hautbild bereits nach zwei bis drei Wochen Nulltherapie. In schwereren Fällen – besonders nach Kortisonmissbrauch – kann es bis zu drei Monate dauern, bis die Haut sich vollständig regeneriert hat.
Wichtig: Auch nach Abklingen der Symptome neigt die Haut zu Rückfällen, wenn erneut zu viel Kosmetik verwendet wird. Eine sanfte, minimalistische Hautpflege ist langfristig empfehlenswert.
Fazit: Heilung durch Entzug
Periorale Dermatitis ist eine belastende, aber gut behandelbare Hauterkrankung. Der Schlüssel zur Besserung liegt nicht in mehr Pflege, sondern in weniger. Die Haut muss lernen, sich selbst zu regulieren – ohne ständige Reize von außen.
Mit Geduld, Konsequenz und einer bewussten Hautpflege kannst du die Symptome erfolgreich in den Griff bekommen – und deiner Haut langfristig Ruhe und Balance schenken.