Karies ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Trotz moderner Zahnpflegeprodukte und weit verbreiteter Aufklärung leiden laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 60–90 % der Schulkinder und fast alle Erwachsenen irgendwann im Leben an Karies. Doch während sich die klassische Behandlung vor allem auf die Beseitigung der durch Karies verursachten Schäden konzentriert, geht der moderne Ansatz einen Schritt weiter: Er bekämpft die Ursachen – insbesondere durch gezielte Förderung eines gesunden oralen Mikrobioms. In diesem Zusammenhang rücken Probiotika wie Streptococcus salivarius M18 in den Fokus der Forschung.
Was ist Karies und wie entsteht sie?
Karies – auch Zahnfäule genannt – entsteht durch das Zusammenspiel von Bakterien, Zucker, Zahnoberflächen und Zeit. Die Erkrankung beginnt auf mikroskopischer Ebene und kann sich über Monate oder Jahre hinweg entwickeln. Entscheidend ist dabei das Ungleichgewicht im oralen Mikrobiom, also der Bakteriengemeinschaft in unserem Mund.
Bestimmte Bakterien, insbesondere Streptococcus mutans, sind in der Lage, Zucker in Säuren umzuwandeln. Diese Säuren greifen den Zahnschmelz an und entziehen ihm Mineralstoffe wie Kalzium und Phosphat – ein Prozess, der als Demineralisierung bezeichnet wird. Wird dieser nicht gestoppt, entstehen Löcher im Zahnschmelz, die sich bis ins Zahninnere ausweiten können.
Klassische Kariesbehandlung: Bohrer, Füllung & Co.
Wenn Karies bereits zu sichtbaren Schäden an den Zähnen geführt hat, bleibt häufig nur noch der Gang zum Zahnarzt. Die traditionelle Therapie umfasst mehrere Schritte:
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Diagnose: Mittels Sichtprüfung, Röntgen oder Laserfluoreszenz wird das Ausmaß der Karies bestimmt.
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Entfernung der kariösen Substanz: Der Zahnarzt entfernt mit einem Bohrer oder Laser die befallene Zahnhartsubstanz.
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Rekonstruktion: Der entstandene Defekt wird mit einer Füllung aus Komposit, Keramik oder Amalgam verschlossen.
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Prävention: Empfehlungen zu Zahnpflege, Ernährung und regelmäßiger Kontrolle helfen, neue Karies zu vermeiden.
So effektiv diese Methoden auch sind, sie bekämpfen vor allem die Symptome – also das „Loch im Zahn“. Die Ursachen, wie ein gestörtes Bakteriengleichgewicht, bleiben oft unbeachtet.
Die moderne Sichtweise: Karies als mikrobielles Ungleichgewicht
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Karies ist keine rein mechanische Erkrankung, sondern ein biofilm-assoziiertes Phänomen. Der Biofilm – besser bekannt als Zahnbelag – besteht aus Milliarden von Mikroorganismen. Solange das bakterielle Gleichgewicht stimmt, ist der Biofilm harmlos oder sogar nützlich. Doch ein Übermaß an säurebildenden Keimen kann die Zahngesundheit gefährden.
Dieser Paradigmenwechsel hat den Weg für neue Strategien geebnet, die nicht nur die Symptome, sondern die Ursachen der Karies adressieren. Eine dieser innovativen Strategien ist der Einsatz oraler Probiotika.
Probiotika im Mund: Bakterien gegen Bakterien?
Probiotika kennt man vor allem aus dem Bereich der Darmgesundheit. Dabei handelt es sich um lebende Mikroorganismen, die – in ausreichender Menge eingenommen – einen gesundheitlichen Nutzen für den Wirt haben. Doch auch im Mund können Probiotika nützlich sein. Bestimmte Bakterienstämme helfen dabei, das orale Mikrobiom zu stabilisieren, pathogene Keime zu verdrängen und Entzündungen zu reduzieren.
Ein vielversprechender Vertreter dieser neuen Generation von "guten Bakterien" ist Streptococcus salivarius M18.
Streptococcus salivarius M18: Ein natürlicher Verbündeter im Kampf gegen Karies
S. salivarius ist ein natürlicher Bewohner des menschlichen Mundraums – insbesondere bei gesunden Menschen mit geringer Kariesneigung. Der Stamm M18 wurde aufgrund seiner spezifischen antikariogenen Eigenschaften isoliert und intensiv erforscht.
Was macht S. salivarius M18 so besonders?
Produktion von Enzymen, die Plaque abbauen
Der M18-Stamm produziert sogenannte Dextranase- und Urease-Enzyme. Diese helfen dabei, den bakteriellen Biofilm aufzulösen und den pH-Wert im Mund zu neutralisieren. Ein neutraler oder basischer pH-Wert ist entscheidend, um eine Remineralisierung des Zahnschmelzes zu ermöglichen und das Wachstum säureliebender Kariesbakterien zu hemmen.
Bildung von Bacteriocinen
Diese antimikrobiellen Peptide wirken gezielt gegen schädliche Bakterien wie Streptococcus mutans, ohne dabei das gesamte orale Mikrobiom zu stören. Das ist ein großer Vorteil gegenüber breit wirksamen Antiseptika oder Antibiotika, die auch nützliche Bakterien abtöten.
Kolonisierung und Schutzwirkung
Regelmäßige Anwendung von S. salivarius M18 – z. B. in Form von Lutschtabletten – kann dazu führen, dass sich der Stamm dauerhaft im Mundraum ansiedelt. Das schafft eine Art natürlichen Schutzschild gegen kariesverursachende Mikroorganismen.
Wissenschaftlich belegte Wirkung
Mehrere Studien, unter anderem aus Neuseeland und Italien, konnten zeigen, dass Probanden, die über mehrere Wochen M18 einnahmen, deutlich weniger Plaque, geringere Mengen S. mutans und bessere pH-Werte aufwiesen. Auch erste Hinweise auf eine Reduktion der Kariesinzidenz liegen vor.
Anwendung in der Praxis: Wie nutzt man S. salivarius M18?
Probiotika für die Mundgesundheit sind in verschiedenen Formen erhältlich, am gebräuchlichsten sind:
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Lutschtabletten: Diese eignen sich besonders gut, da der Kontakt mit der Mundschleimhaut länger dauert – ideal für die Kolonisation.
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Mundspülungen mit Probiotika: Sie sind weniger verbreitet, aber ebenfalls wirksam.
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Kaugummis oder Pulver: Sie bieten eine interessante Alternative für Kinder oder Menschen mit Schluckbeschwerden.
Die ideale Anwendung erfolgt täglich über mindestens zwei bis vier Wochen, vorzugsweise abends nach dem Zähneputzen. So haben die probiotischen Bakterien Zeit, sich im Mundraum anzusiedeln.
Ergänzende Strategien zur Kariesprävention
Auch wenn Probiotika wie S. salivarius M18 ein echter Gamechanger in der Kariesprävention sein können, ersetzen sie keine grundlegende Mundhygiene. Ein ganzheitliches Konzept umfasst:
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Zweimal tägliches Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta.
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Zahnseide oder Interdentalbürsten, um auch die Zahnzwischenräume sauber zu halten.
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Zuckerarme Ernährung, insbesondere Vermeidung von häufigem Snacking und zuckerhaltigen Getränken.
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Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt, mindestens zweimal jährlich.
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Speichelfluss fördern, etwa durch ausreichendes Trinken oder zuckerfreies Kaugummi – Speichel hat eine natürliche Schutzfunktion gegen Karies.
In Kombination mit diesen Maßnahmen können Probiotika dabei helfen, das Mikrobiom dauerhaft in einem Gleichgewicht zu halten, das Karies keine Chance gibt.
Kariesbehandlung im Wandel: Von der Reparatur zur Prävention
Was wir aktuell erleben, ist ein Wandel in der Zahnmedizin – weg von einer reinen Reparaturmedizin hin zu einer präventiven, mikrobiomorientierten Versorgung. Probiotika wie Streptococcus salivarius M18 stehen sinnbildlich für diesen Paradigmenwechsel. Sie greifen nicht erst ein, wenn der Schaden entstanden ist, sondern unterstützen das natürliche Gleichgewicht im Mund – sanft, effektiv und ohne Nebenwirkungen.
Besonders bei Kindern, Senioren und Menschen mit eingeschränkter Mundhygienefähigkeit kann dies einen entscheidenden Unterschied machen. Aber auch gesundheitsbewusste Erwachsene profitieren von der Kombination aus moderner Zahnmedizin und probiotischer Prävention.
Fazit: Karies bekämpfen mit einem gesunden Bakterien-Gleichgewicht
Die Zeiten, in denen der Kampf gegen Karies ausschließlich mit Zahnbürste und Bohrer geführt wurde, neigen sich dem Ende zu. Heute wissen wir: Der Schlüssel liegt in einem stabilen oralen Mikrobiom. Probiotika – allen voran Streptococcus salivarius M18 – bieten eine vielversprechende Möglichkeit, dieses Gleichgewicht auf natürliche Weise zu fördern.
Wer langfristig kariesfrei bleiben möchte, sollte daher nicht nur auf gute Zahnpflege achten, sondern auch überlegen, wie er sein orales Mikrobiom stärken kann. Probiotische Lutschtabletten könnten schon bald genauso selbstverständlich sein wie Zahnpasta und Zahnseide.