Der Winter ist für viele Menschen eine herausfordernde Zeit: trockene Haut, häufige Infekte, Müdigkeit und bei vielen auch stärker ausgeprägte Allergien. Während Allergien klassisch mit Frühling und Pollenflug verbunden werden, zeigt die Forschung, dass die Wintermonate das Immunsystem auf eine besondere Weise beeinflussen – und allergische Reaktionen in dieser Zeit oft sogar stärker ausfallen. Doch warum ist das so? Warum reagiert der Körper in der kalten Jahreszeit sensibler auf Milben, Schimmel, Tierhaare oder sogar auf Reizstoffe wie Heizungsstaub? Und welche Rolle spielen Darmflora, Vitamin-D-Spiegel und trockene Schleimhäute? Dieser Beitrag zeigt die wichtigsten Zusammenhänge und erklärt, wie man das Immunsystem im Winter gezielt unterstützen kann.
Warum ist das Immunsystem im Winter empfindlicher?
Die kalte Jahreszeit verändert unseren Alltag, unsere Umgebung – und damit auch unser Immunsystem. Mehrere Faktoren wirken gleichzeitig und machen die Abwehrkräfte anfälliger für allergische Reaktionen.
1. Weniger Sonnenlicht = weniger Vitamin D
Vitamin D ist entscheidend für die Immunregulation. Ein Mangel führt dazu, dass das Immunsystem stärker in Richtung entzündlicher und allergischer Reaktionen neigt. Zwischen November und März sind die Vitamin-D-Spiegel bei vielen Menschen niedrig, weil wir kaum UVB-Licht aufnehmen.
Das macht allergische Schleimhäute empfindlicher, steigert die Entzündungsbereitschaft und erhöht die Reizbarkeit des Immunsystems.
2. Trockene Heizungsluft schwächt die Schleimhäute
Unsere Atemwege sind die erste Schutzbarriere gegen Umweltreize. Im Winter leiden sie besonders:
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die Luft ist trocken
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Schleimhäute trocknen aus
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Schutzschichten werden dünner
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Allergene dringen leichter ein
Wenn die Schleimhäute nicht mehr genügend Feuchtigkeit produzieren, blockieren sie Allergene schlechter. Das erklärt, warum Niesreiz, Jucken und trockene Hustenattacken im Winter so häufig auftreten.
3. Mehr Zeit in Innenräumen = höhere Allergenbelastung
Im Winter verbringen wir bis zu 90 % unserer Zeit drinnen. Das bedeutet:
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mehr Kontakt mit Milben
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mehr Kontakt mit Schimmelsporen
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mehr Kontakt mit Tierhaaren
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schlechter gelüftete Räume
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durch Heizungsluft aufgewirbelte Allergene
Gerade Milbenbelastung ist im Winter besonders hoch – und ihre Allergene lösen eine Vielzahl von Beschwerden aus.
4. Geschwächtes Immunsystem durch Erkältungen und Winterstress
Infekte, Schlafmangel und Vitaminmangel belasten das Immunsystem. Wenn es ohnehin auf Hochtouren läuft, reagiert es sensibler auf zusätzliche Reize. Hinzu kommt die psychische Belastung der dunkleren Monate, die das Immunsystem ebenfalls schwächen kann.
Allergische Reaktionen werden dann intensiver wahrgenommen, weil das Immunsystem in einem dauerhaften Alarmzustand ist.
5. Dysbalance im Darm – das Wintermikrobiom verändert sich
Der Darm spielt eine zentrale Rolle bei Allergien, denn rund 70 % des Immunsystems sitzen dort. Studien zeigen, dass sich das Mikrobiom im Winter verändert, z. B. durch:
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weniger frisches Obst und Gemüse
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weniger Ballaststoffe
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verändertes Essverhalten (mehr Zucker, mehr Fette)
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weniger Bewegung
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Infekte und Antibiotika
Diese Veränderungen machen die Darmbarriere empfindlicher und fördern Entzündungen – ein Umfeld, in dem Allergien leichter aufflammen.
Häufige Winterallergien und warum sie gerade jetzt stärker sind
Die folgenden Allergien treten besonders häufig im Winter auf oder verstärken sich in dieser Zeit:
Hausstaubmilbenallergie
Milbenallergene sind im Winter am intensivsten, weil wir mehr drinnen sind und sich Allergene durch Heizungsluft stärker verteilen.
Schimmelpilzallergie
Feuchtigkeit in Innenräumen, schlechte Belüftung und Temperaturunterschiede fördern Schimmelbildung – oft unbemerkt.
Tierhaarallergien
Tiere sind mehr im Haus, Fellwechsel findet teilweise im Winter statt und Innenräume werden seltener gelüftet.
Kälteallergie / Kälteurtikaria
Eine seltenere, aber real existierende Allergie, die durch Kältereize ausgelöst wird.
Wie man das Immunsystem im Winter stärkt – ganzheitliche Strategien
Ein stabiles Immunsystem reagiert weniger sensibel auf Allergene. Hier die wichtigsten Stellschrauben:
1. Optimale Raumluft schaffen
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Luftfeuchtigkeit 40–60 %
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regelmäßiges Stoßlüften
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Luftreiniger mit HEPA-Filter nutzen
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überheizte Räume vermeiden
So bleiben Schleimhäute stabil und Allergene werden reduziert.
2. Ernährung für ein starkes Immunsystem – wintertauglich
Eine entzündungsarme, ballaststoffreiche Ernährung unterstützt sowohl Immunsystem als auch Mikrobiom.
Hilfreiche Lebensmittel:
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fermentierte Produkte (Sauerkraut, Joghurt, Kimchi)
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Ballaststoffe aus Hafer, Hülsenfrüchten, Gemüse
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Omega-3-Fettsäuren
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Vitamin-D-reiche Lebensmittel (Fisch, Eier)
Im Winter lohnt eine Vitamin-D-Supplementierung, da der Bedarf oft nicht über Sonne gedeckt wird.
3. Schleimhäute schützen
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Nasenspülungen
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Meersalzsprays
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ausreichend trinken
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Luftfeuchtigkeit stabil halten
Gut befeuchtete Schleimhäute reagieren weniger sensibel auf Allergene.
4. Stress reduzieren
Stress schiebt das Immunsystem in eine inflammatorische (entzündliche) Reaktionsweise – idealer Nährboden für Allergien.
Hilfreich:
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Atemübungen
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Yoga
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regelmäßige Pausen
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ausreichend Schlaf
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moderate Bewegung
Gerade im Winter ist mentale Gesundheit ein wichtiger Allergie-Booster.
5. Darmflora stärken
Der Darm reagiert im Winter besonders sensibel. Unterstützend wirken:
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präbiotische Ballaststoffe
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probiotische Lebensmittel
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weniger Zucker
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mehr Gemüse
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regelmäßige Mahlzeiten
Ein ausgewogenes Mikrobiom moduliert allergische Reaktionen spürbar.
Fazit: Winter macht das Immunsystem empfindlicher – aber man kann viel dagegen tun
Kälte, trockene Luft, weniger Sonnenlicht, Indoor-Allergene und ein geschwächtes Immunsystem: All diese Faktoren sorgen dafür, dass Allergiker im Winter oft stärkere Symptome haben. Doch der Winter muss nicht zur Allergiefalle werden.
Mit der richtigen Raumluft, gut gepflegten Schleimhäuten, einem stärkenden Lebensstil und einer darmfreundlichen Ernährung lässt sich das Immunsystem stabilisieren – und Allergien verlieren einen großen Teil ihrer Intensität.
FAQ – Häufige Fragen zu Allergien und Immunsystem im Winter
Warum sind Allergien im Winter schlimmer als im Sommer?
Weil Allergene in Innenräumen konzentrierter auftreten und das Immunsystem durch Kälte und Heizungsluft geschwächt ist.
Kann Vitamin-D-Mangel Allergien verstärken?
Ja. Vitamin D reguliert das Immunsystem, und ein Mangel fördert allergische Überreaktionen.
Sind trockene Schleimhäute wirklich ein Allergietreiber?
Absolut – sie lassen Allergene leichter eindringen.
Helfen Luftreiniger bei Winterallergien?
Ja, besonders Modelle mit HEPA-Filter senken die Allergenbelastung deutlich.
Warum macht Stress Allergien schlimmer?
Stress setzt entzündungsfördernde Hormone frei, wodurch das Immunsystem sensibler reagiert.